6. Jänner

    Hygiene ist Teamwork.

    Der Kampf gegen postoperative Wundinfektionen.

     

    Mit einem Anteil von 22,4 % sind postoperative Wundinfektionen eine der häufigsten Arten noskomialer Infektionen.

    Nosokomiale Infektionen stellen ein stetig wachsendes Problem im Gesundheitssektor dar. In Deutschland alleine werden jedes Jahr zwischen 400.000 und 600.000 solcher Infektionen dokumentiert. Häufige Ursachen sind invasive Untersuchungen oder Therapien, wie zum Beispiel der Einsatz von Ernährungssonden, Gefäß- oder Harnwegskathetern, oder künstliche Beatmung. Aber auch Operationen stellen ein häufiges Einfallstor für Erreger in den menschlichen Körper dar. Mit einem Anteil von 22,4 % sind postoperative Wundinfektionen eine der häufigsten Arten noskomialer Infektionen. Eine Entwicklung, die die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut im April 2018 zum Anlass genommen hat, ihre Empfehlungen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen (auch: Surgical Site Infections/SSI) zu aktualisieren.

    Zur Prophylaxe wurden lange Zeit flächendeckend Antibiotika eingesetzt. Mit bekannten Konsequenzen: Vermehrt entwickelten Erreger Resistenzen, häufig greifen Antibiotika heute nicht mehr. So erlebt nun die Wundantiseptik eine Renaissance. Denn Wundantiseptika wie PHMB sind gut verträglich, einfach in der Anwendung und wirken nicht wie Antibiotika mikrostatisch, sondern mikrobiozid. Erreger entwickeln gegen sie keine Resistenzen. Kein Wunder also, dass sie heute nicht nur in der postoperativen Wundversorgung, sondern schon während der Operationen eingesetzt werden.

    Es gilt, Silodenken zu überwinden und abteilungsübergreifende Maßnahmen zu setzen.

    Das allein reicht aber noch nicht, um Infektionen effektiv vorzubeugen. Ob persönliche Verhaltensweisen, patientenbezogene Schutzmaßnahmen oder betriebliche und technische Präventionsmaßnahmen: unterschiedliche Faktoren tragen zu einem wirksamen Infektionsschutz bei und stehen in Wechselwirkung zueinander. Deshalb gilt es auch, Silodenken zu überwinden, die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Stakeholdern zu fördern und ganzheitliche, abteilungsübergreifende Maßnahmen zu setzen.

    Dafür plädiert auch Dr. Roland Knieler, Managing Director von Knieler & Team:

    „Ein Unternehmen wird nie allein die beste Lösung entwickeln, genauso wenig wie ein Hygieniker oder der Anwender für sich. Dass alle Beteiligten intensiv zusammenarbeiten, sich austauschen und unvoreingenommen an Herausforderungen herangehen, ist die beste Möglichkeit auch in Zukunft Patienten- und Anwenderschutz weiter zu verbessern.“

    Den Austausch unterschiedlicher Disziplinen zu fördern und zu vertiefen, dieses Ziel hat sich auch Lohmann & Rauscher auf die Fahnen geheftet. Bei einer Expertenrunde am Produktionsstandort Slavkov u Brna kamen deshalb nicht nur Dr. Knieler, sondern auch Prof. Axel Kramer vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald, Tina Leeb, Abteilungsleiterin R&D, Schwerpunkt Mikrobiologie bei L&R und Dipl.-Ing. Thomas Menitz, COO von L&R zusammen. Gemeinsam diskutierten sie, wie sich postoperative Wundinfektionen besser vermeiden lassen und welche Faktoren dabei wesentlich sind.

    Während auch die zunehmende Resistenz von Erregern gegen Antibiotika eine Rolle spielt, so sind auch Hygienemängel für die immer noch zu hohe Anzahl von SSI verantwortlich. Deshalb sollen durch Innovationen aus dem Bereich der Flächen- und Händedesinfektion Convenience und Compliance erhöht werden.

    „Im Bereich der Flächendesinfektion ist der größte Umbruch sicher die Umstellung auf Ready-to-use-Systeme. Also Tuchspendersysteme, die vorgetränkt sind und vom Personal nicht mehr vorbereitet werden müssen. Das stellt ein hohes Maß an Sicherheit dar“,

    machte Dr. Knieler deutlich. Auch Dr. Kramer setzt beim Thema Compliance an. Um diese zu verbessern, empfiehlt er. Besonders wichtige Maßnahmen zu einem Maßnahmenbündel zusammenzufassen, dieses zu trainieren und die Einhaltung durch Selbstkontrolle mittels Checkliste zu überwachen.

    „Dabei ist es wichtig, dass die Surgical Care Bundle-Maßnahmen evidenzbasiert sind, eine hohe Wirksamkeit haben und leicht umzusetzen und gut kontrollierbar sind“,

    führte er weiter aus.

    Auch die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit wurde mehrfach betont. Ein Ansatz, dem auch Thomas Menitz beipflichtete:

    „Unser Produktportfolio leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Infektionen. Doch langfristig muss sich auch das Denken und Handeln in Bezug auf Hygiene und Hygienemaßnahmen ändern.“

    Austausch und Kooperation sind auch für Tina Leeb wesentlich. Grundsätze, die sich auch in ihrem Team widerspiegeln:

    „Ich finde es wirklich hervorragend am Standort ein interdisziplinäres Team zur Verfügung zu haben, um so den Blick über den Tellerrand zu gewährleisten.“

    Dass das System als Ganzes betrachtet werden muss, um die Hygiene zu verbessern und letzten Endes die Patientensicherheit zu erhöhen, darüber herrschte in der Runde Einigkeit.

    Ready-to-use-Produkte stellen ein hohes Maß an Sicherheit dar.

    L&R in Slavkov u Brna, Tschechien

    • Ca. 700 Mitarbeiter auf ca. 28.400 Quadratmetern
    • Umfasst Produktion, Logistik, Vertrieb, Administration, Qualitätssicherung, Chemisches und Physikalisches Labor
    • Produziert werden Verbandsstoffe der Marke Gazin, orthopädische Produkte, Debrisoft sowie Individualprodukte wie Kitpack oder Setpack
    • Seit 2014: eigene Sterilisationsanlage mit 3 Kammern auf 3130 qm in Betrieb
      • Jährlich werden 25.000 Paletten mit Produkten sterilisiert
      • Die Sterilisation ist ein zentraler Prozess um die Qualität der Medizinprodukte zu gewährleisten. Dabei werden Medizinprodukte von lebenden Mikroorganismen sowie ihren „Ruhestadien“ (z. B. Sporen) befreit.
      • Sterilisiert wird mit Ethylenoxid (EO) – der weltweit verbreitetsten und zuverlässigsten Methode im Bereich von Medizinprodukten. Bei keinem anderen Verfahren kann die Produktqualität und in weiterer Folge auch die Patientensicherheit derart sichergestellt werden, ohne dass die Produkte selbst im Prozess verändert werden.