15. März

    Ärzte mit Ambitionen: Live aus der Praxis eines niedergelassenen Arztes aus Bergues, Frankreich

    Der 65-jährige Arzt blickt auf ein abwechslungsreiches und spannendes Berufsleben zurück.

    In der ersten Ausgabe von „Das Magazin“ stellte sich Dr. Francis Pierre Serra unseren Fragen. Der 65-jährige Arzt in der französischen Kleinstadt Bergues blickt auf ein abwechslungsreiches und spannendes Berufsleben zurück.

    Name: Dr. Francis Pierre Serra
    Alter: 65 Jahre
    Familienstand: verheiratet
    Wohnort: Bergues, Frankreich
    Ausbildung: Allgemeinmediziner, Universitätsabschluss in den Fachgebieten Geriatrie, Demenz und Palliativversorgung
    Dauer der Selbstständigkeit als niedergelassener Arzt: 38 Jahre
    Durchschnittsalter der Patientinnen und Patienten: 55 Jahre

    Was bedeutet Ihnen Ihre Tätigkeit als niedergelassener Arzt in Frankreich?

    Dr. Serra: Ich habe das Glück, einer sehr vielfältigen Tätigkeit nachgehen zu dürfen. Als niedergelassener Arzt bin ich in der nordfranzösischen Kleinstadt Bergues Ansprechpartner für die großen und kleinen Erkrankungen meiner Patientinnen und Patienten. Darüber hinaus habe ich eine Zeitlang als Gynäkologe und Geburtshelfer sowie zwölf Jahre in einem Altersheim gearbeitet. Besonders durch diese Tätigkeit konnte ich hautnah miterleben, welche Beschwerden die Bewohner des Altersheims zunehmend in den letzten Lebensmonaten und -jahren haben. Dies hat mich dazu bewogen, mich intensiver dem Thema Palliativmedizin zu widmen. Ich habe daraufhin einen Universitätsabschluss in diesem Fachgebiet abgelegt und ein Projekt mit der Palliativstation eines örtlichen Krankenhauses ins Leben gerufen. Mittlerweile nimmt diese Aufgabe den Hauptteil meiner Tätigkeit ein. Obwohl mir mein Beruf sehr viel Freude bringt, ist die Arbeit als niedergelassener Arzt nicht immer einfach. Regelmäßig werden wir Ärzte mit neuen gesetzlichen Änderungen oder weiteren administrativen Schwierigkeiten konfrontiert. Da ist es nicht immer leicht, sich die Freude und Motivation an der Arbeit zu bewahren. Ich habe in meinen 38 Jahren als Arzt viel erlebt und kann mich nun guten Gewissens mit 65 Jahren zu Ruhe setzen und so das Feld für die jüngeren Kolleginnen und Kollegen freimachen.

    Mit welchen Problemen kommen Ihre Patienten auf Sie zu?

    Dr. Serra: Die Erkrankungen, mit denen Patienten zu einem Allgemeinmediziner, wie ich es bin, kommen, sind ganz unterschiedlich. Sie reichen von der einfachen Angina bis hin zur fast aussichtlosen Krebserkrankung. Meine Aufgabe ist es, die Krankheit genau zu untersuchen und eine richtige Diagnose zu stellen sowie eine zielführende Behandlungsmethode auszuwählen. Damit haben wir niedergelassene Ärzte eine enorme Verantwortung, da wir entscheiden müssen, wann man sich bei scheinbar banalen Symptomen wirklich Sorgen machen muss.

    Was lieben Sie am meisten an Ihrem Beruf?

    Dr. Serra: Kurz gesagt: alles! Vertrauen ist bei meiner Arbeit ganz besonders wichtig. Es gilt vor allem, ein vertrauensvolles Verhältnis zum Patienten herzustellen. Ohne dieses ist meiner Meinung nach eine gute Behandlung nicht möglich.

    Auf welche „beruflichen Nebenwirkungen" könnten Sie sehr gut verzichten?

    Dr. Serra: Der Bereitschaftsdienst in der Nacht und am Wochenende gehört dazu. Da die französische Regierung bei den Bereitschaftsdiensten den Grundsatz der Freiwilligkeit eingeführt hat, wird es immer schwieriger, Kolleginnen und Kollegen zu finden, die freiwillig diese Aufgabe übernehmen. Natürlich könnte man diese Zeit anders verbringen, aber ich vertrete die Position, dass auch am Wochenende und in der Nacht eine gute medizinische Versorgung sichergestellt werden muss.

    Wie sieht eine typische Arbeitswoche bei Ihnen aus?

    Dr. Serra: Eine typische Woche beginnt bei mir montags um acht Uhr mit einer zweistündigen Sprechstunde. Die anderen Termine in der Woche finden nach Vereinbarung morgens, mittags und abends statt. Der Rest des Tages ist für Hausbesuche, Besuche im Altersheim sowie für gutachterliche Tätigkeiten für das Gericht vorgesehen, Noch nicht eingerechnet ist die Zeit für administrative Tätigkeiten  (Buchhaltung, Abrechnung mit der Krankenkasse und Protokolle). Manchmal erledige ich diese Tätigkeiten auch am Sonntagmorgen.

    Welche Produkte verwenden Sie von L&R?

    Dr. Serra: Ich wende bei meinen Patientinnen und Patienten vor allem die Saugkompresse Vliwasorb an, mit der ich sehr zufrieden bin. Marie Janas, meine Ansprechpartnerin bei L&R, hat mir das Produkt vorgestellt, und es hat mich sofort aufgrund seiner hohen Saugkraft sowie der hervorragenden Absorptionsfähigkeit bei exsudierenden Wunden überzeugt. Ich bin von dieser Wundauflage absolut begeistert und nutze sie immer, wenn der Fall dies rechtfertigt.

    Welches gesundheitliche Thema steht auf Ihrer Agenda an erster Stelle?

    Dr. Serra: Das zentrale Thema für mich als Allgemeinarzt ist die Prävention aller Infektionskrankheiten und kardiovaskulären Erkrankungen und natürlich der Krebserkrankungen. Wir haben enorme Fortschritte gemacht; in den 80er Jahren war diese Prävention noch nicht sehr strukturiert: Seitdem die französische Gesundheitsbehörde HAS Hinweise und Vorgehensweisen herausgegeben hat, können alle Ärzte einheitliche Therapiemethoden anwenden. Große Unterschiede in der Art und der Qualität der Behandlung zwischen den Ärzten dürften damit eigentlich der Vergangenheit angehören. Leider ist dies nicht so, und  daher sagte ich immer: 30 Ärzte, 30 unterschiedliche Meinungen und Behandlungsmethoden.

    Für welche Indikation würden Sie gerne eine Lösung erfinden?

    Dr. Serra: Vor allem Lösungen für die Bereiche, in denen fast niemand zuvor tätig geworden ist. Ich denke hier vor allem an die Verhaltensstörungen bei älteren Menschen. Hier wird oftmals mit medikamentösen Lösungen gearbeitet statt mit kognitiven oder verhaltensorientierten Maßnahmen. Leider wird aus Zeitgründen oft kein individueller Behandlungsplan entwickelt und Verhaltensstörungen bei älteren Menschen oft nur medikamentös behandelt. In manchen Fällen können Medikamente zwar helfen, aber meist ist eine Kombination aus kognitiven und medikamentösen Lösungen die sinnvollere Therapieform.  Zu diesem Ergebnis bin ich auch in meinen beiden Untersuchungen gekommen, die ich in einem Pariser Pflegeheim über Verhaltensstörungen bei demenzkranken Menschen durchgeführt und für die ich die Auszeichnung „Médecin généraliste d’or“ (besondere Auszeichnung für französische Allgemeinmediziner) erhalten habe.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Dr. Serra: Was die Zukunft betrifft, ist es mein größter Wunsch, dass mehr angehende Ärztinnen und Ärzte sich dazu entscheiden, niedergelassener Allgemeinmediziner zu werden. Dies ist in der heutigen Zeit in Frankreich nicht unbedingt üblich. Zudem hoffe ich, dass eine qualitativ hochwertige Versorgung der  Patientinnen und Patienten auch in Zukunft gewährleistet wird. Hierbei sollte eine engere Zusammenarbeit von Ärzten und der medizinischen Pflege geschaffen werden Denn eine umfassende medizinische Versorgung kommt letztendlich dem Patienten zugute, und dieser sollte doch im Mittelpunkt stehen.