TY - JOUR T1 - Spezifischer biphasischer Druckaufbau unter nicht nachgiebigen Kompressionsverbänden beim intensiven Gehen LA - German AU - Holtzmann, Michael AU - Leben, K. AB - Ziel 110 Jahre nach Heinrich Fischers Veröffentlichung “Eine neue Therapie der Phlebitis” (7) möchten wir Daten aus unseren mobilen Grenzflächen-Druckmessungen unter nicht nachgiebigen Fischer-Verbänden veröffentlichen. Wir zeigen die biologisch physikalischen Gesetzmäßigkeiten auf, die über das Phänomen des biphasischen Druckaufbaus für die deutlich höheren Arbeitsdruckwerte unter nicht nachgiebigen Materialien im Vergleich zu nachgiebigen Kompressionsmedien beim schnellen und ausgedehnten Gehen verantwortlich sind. Methoden Wir verwendeten das von der Universitäts-Hautklinik Tübingen in Zusammenarbeit mit dem MIPM 1996 entwickelte Kompressionsdruck-Messsystem MCDI-1 (20) in der Spezialversion PIVI. Es arbeitet mit einem piezoresistiven Sensor. Darüber modellierten wir einen fixierten nicht nachgiebigen Unterschenkelkompressionsverband nach Heinrich Fischer (18). Die Gehstreckenlänge betrug 2 km, die Gehgeschwindigkeit 5,5 km/h. Die auf dem Handydisplay wiedergegebenen Einzelwerte wurden mit einer Digitalkamera gefilmt und danach zur Auswertung in Super-Slow-Motion ausgelesen. Dasselbe Verfahren durchlief ein Kompressionsstrumpf (KKl-2). Ergebnisse Bis zu einer Gehstreckendistanz von ca. 300 m liegen Fischer-Verband und Kompressionsstrumpf (KKl-2) mit intermittierenden Druckamplitudenspitzen von 80 mmHg gleichauf. Danach entwickelt sich die Phase 2 des biphasischen Druckanstiegs unter dem nicht elastischen Verband: Die Druckamplitudenspitzen steigen kontinuierlich weiter an, bis nach ca. 800 m ein Plateau mit einem durchschnittlichen Spitzendruck von 200 mmHg erreicht wird. Die Druckspitzendauer beträgt < 1/10 Sekunde. Schlussfolgerung 3 Kraftquellen sind an der Druckgenese bei der Kompressionstherapie beteiligt: 1. der externe Anpressdruck des Kompressionsmediums, 2. die interne Kraft aus der Filament-Gleit-Schwellung der kontrahierenden Muskulatur, 3. die interne Kraft aus der zeitverzögert einsetzenden belastungsabhängigen vaskulär-metabolischen Pumpeffekt-Schwellung der Muskulatur. Sie ist verantwortlich für das spezifische Phänomen des biphasischen Druckanstiegs unter nicht nachgiebigen Kompressionsmedien. Der Anpressdruck (Anlagedruck) des Kompressionsmediums wirkt bei der nachgiebigen und nicht nachgiebigen Kompressionstherapie gleichermaßen. Die beiden internen Kraftquellen (Filament-Gleit-Schwellung und Pumpeffekt-Schwellung) summieren sich und entfalten nach Gehstrecken größer 800 m biphasisch eine Kraft, die je nach Steifheit des nicht nachgiebigen Materials im Binnenraum unter dem Verband (für < 1/10 sec.) vollständig in Druckkraft übergeht. Unter einer nachgiebigen Kompression verpufft diese Energie zum größten Teil in der Elastizität des textilen Materials. Beim flotten und ausgedehnten Gehen entwickeln sich deshalb (biphasisch) signifikant höhere Druckamplituden als unter elastischer Kompression. Als Resümee behält der alte phlebologische Leitsatz (15) “Therapie mit nicht nachgiebigen Verbänden und einem Laufprogramm, Halten des Ergebnisses mit Kompressionsstrümpfen” weiterhin seine berechtigte Gültigkeit. Schlüsselwörter Arbeitsdruck, Ruhedruck, Grenzflächen-Druckmessung, Biphasische Druckentwicklung, Filament-Gleit-Schwellung, Pumpeffekt-Schwellung, nicht nachgiebiger Kompressionsverband, nachgiebige textilelastische Kompression. IS - 2 PY - 2020 SP - 54 EP - 60 JF - Vasomed ER -