Neue praxisorientierte Expertenempfehlung

    Risikowunden und ihre antimikrobielle Behandlung mit Polihexanid

     

    Frankfurt/Rengsdorf (dk) — Bisher existierten keine verbindlichen Definitionen für infektgefährdete Wunden. Daraus resultierte oft eine zu häufige oder auch zu lange Anwendung von Antiseptika. Diese Lücke schließt nun die kürzlich publizierte „Praxisorientierte Expertenempfehlung zur Einstufung von Risikowunden (Wounds at Risk; W.A.R. Score) und deren antimikrobielle Behandlung mit Polihexanid“. Ein interdisziplinäres Expertengremium aus sechs Ländern entwickelte einen Bewertungsscore für infektgefährdete Wunden. Dieser W.A.R. Score hilft bei der Entscheidung über den Einsatz von antimikrobiellen Behandlungsmaßnahmen. Er beruht auf einer klinisch orientierten Risikoerhebung und berücksichtigt die konkreten Sachverhalte aus der Lebenssituation der Patienten. Die Indikation für den Einsatz von Antiseptika ergibt sich dann aus der Addition von Gefährdungsursachen, die nach einem Punktesystem unterschiedlich gewichtet werden. Bei drei oder mehr Punkten ist eine antimikrobielle Behandlung zu empfehlen. Polihexanid wurde wegen seiner günstigen Nutzen-Risiko-Bewertung in der Wundversorgung und der guten Datenlage als antiseptische Referenzsubstanz gewählt. Die Originalarbeit wurde vor kurzem in „Skin Pharmacology and Physiology“(1) in Englisch veröffentlicht und ist in Deutsch in „Hygiene & Medizin“(2) und „Wundmanagement“(3) erschienen. Unterstützt wurde die Expertengruppe von Lohmann & Rauscher (L&R). Die praxisorientierte Expertenempfehlung ist zu finden unter www.lohmann-rauscher.de.

    Bei der Einschätzung des Risikos für die Entwicklung einer Wundinfektion sind nicht nur die vorhandene Erregerlast und die Art der Erreger von Bedeutung, sondern auch ihre Virulenz und Interaktion mit dem Immunsystem des Patienten. Aus klinischer Sicht lassen sich die Ursachen für eine besondere Infektgefährdung in endogene und exogene Faktoren einteilen. Sie haben Einfluss auf die Entwicklung einer Wundinfektion. Die endogenen Faktoren sind im Wesentlichen auf eine Schwächung des Immunsystems des Patienten zurückzuführen. Dazu zählen beispielsweise angeborene oder erworbene Immundefekte, immunsupprimierende Medikamente, Diabetes mellitus, Verbrennungswunden, Malnutrition und geringes bzw. hohes Lebensalter. Die exogenen Faktoren, die die Wundsituation belasten, werden durch die Menge und Pathogenität der Erreger und deren Erreichbarkeit durch die Antiseptik beeinflusst. Exogene Gefährdungsfaktoren sind verschmutzte Wunden (Schuss-, Biss- und traumatische Wunden), Fremdkörper, post-chirurgische Wunden nach Eingriffen mit hoher Keimexposition, spezifische Pathogenität und Virulenz des Erregers sowie lokalisationsbedingte und umfeldbedingte Gefährdungen, zum Beispiel durch den Beruf.
    „Zielsetzung des W.A.R. Scores ist es, eine klinisch orientierte, begründete Risikoabschätzung anhand der konkreten Patientenverhältnisse zu ermöglichen. Die Indikation für den Einsatz von antimikrobiellen Maßnahmen ergibt sich dann aus der Addition unterschiedlich zu gewichtender Gefährdungsursachen, die nach einem Punktesystem gewichtet werden“, so Dr. Thomas Eberlein, Dermatologe in Manama/Bahrein und Koordinator der Expertenempfehlung. „Bei drei oder mehr Punkten ist eine antimikrobielle Behandlung gerechtfertigt“, führt Eberlein weiter aus. Der W.A.R. Score ist in nachfolgender Übersicht (Tab. 1) dargestellt. Mehrfachnennungen sind möglich, die Punkte werden einfach summiert.

    Die Autoren weisen darauf hin, dass unabhängig von dieser Empfehlung weitere Behandlungssituationen bestehen können, die eine lokale antimikrobielle Behandlung per se erfordern, zum Beispiel eine Erreger-Eradikation beim Nachweis von multiresistenten Keimen gemäß den Vorgaben des RKI oder bei kritisch-kolonisierten Wunden.

    Die Rolle von Polihexanid bei Risikowunden
    Im Hinblick auf die bekannten Wirkansätze von Polihexanid und der daraus resultierenden positiven Nutzen-Risiko-Bewertung empfehlen die Autoren, bei Risikowunden polihexanidhaltige Zubereitungen einzusetzen. Sie weisen auch darauf hin, dass die Therapie mit antiseptischen Lösungen bzw. der unterstützende Einsatz antimikrobieller Wundauflagen immer in einen überwachten, klinischen Behandlungspfad integriert sein muss. „Polihexanid als antimikrobielle Komponente in Wundauflagen oder Gelen ergänzt und erweitert dabei die Vorteile der Feuchten Wundversorgung um die erhöhte Sicherheit einer kontinuierlichen Eradikation von Wundpathogenen“, fasst Eberlein die Substanzeigenschaften zusammen.

    Suprasorb® X + PHMB - Einziger Zelluloseverband mit Polihexanid
    Der Wirkstoff Polihexanid ist in dem Biozellulose-Feuchtverband Suprasorb® X + PHMB von Lohmann & Rauscher (L&R) enthalten – dem einzigen polihexanidhaltigen Biozelluloseverband in der feuchten Wundbehandlung. Er beseitigt ein breites Erregerspektrum und überführt selbst hartnäckig MRSA-kontaminierte Wunden in MRSA-freie(4). Außerdem zeichnet sich der Wundverband durch eine hohe Verträglichkeit aus und verfügt über ein überdurchschnittliches Exsudatmanagement: Wo nötig, gibt er Feuchtigkeit ab und nimmt gleichzeitig an anderer Stelle überschüssiges Exsudat auf. Resistenzbildungen sind bisher nicht aufgetreten. Das HydroBalance-System reduziert den Schmerz und fördert die Wundheilung. Suprasorb® X + PHMB wird in der praxisorientierten Expertenempfehlung zur Behandlung kritisch kolonisierter und lokal infizierter Wunden empfohlen(5).

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    Referenzen

    (1) Dissemond J, Assadian O, Gerber V, Kingsley, A, Kramer A, Leaper David J, Mosti G, Piatkowski A, Riepe G, Risse A, Romanelli M, Strohal R, Traber J, Vasel-Biergans A, Wild T, Eberlein T: Classification of Wounds at Risk and Their Antimicrobial Treatment with Polihexanide: A Practice-Oriented Expert Recommendation, Skin Pharmacology and Physiology (2011) 24 (5):245-255 (DOI:10.1159/000327210)

    (2) Dissemond J, Assadian O, Gerber V, Kingsley, A, Kramer A, Leaper David J, Mosti G, Piatkowski A, Riepe G, Risse A, Romanelli M, Strohal R, Traber J, Vasel-Biergans A, Wild T, Eberlein T: Einstufung von Risikowunden (Wounds at Risk; W.A.R. Score und deren antimikrobielle Behandlung mit Polihexanid – eine praxisorientierte Expertenempfehlung, Hygiene & Medizin (2011); 36 (3): 85-93

    (3) Dissemond J, Assadian O, Gerber V, Kingsley, A, Kramer A, Leaper David J, Mosti G, Piatkowski A, Riepe G, Risse A, Romanelli M, Strohal R, Traber J, Vasel-Biergans A, Wild T, Eberlein T: Einstufung von Risikowunden (Wounds at Risk; W.A.R. Score und deren antimikrobielle Behandlung mit Polihexanid – eine praxisorientierte Expertenempfehlung, Wundmanagement (2011), 5 (2): 76-85

    (4) Wild T, Andriessen A, Bruckner M, Payrich M, Schwarz C, Eberlein T. Eradication of MRSA from pressure ulcers comparing a polihexanide containing cellulose dressing with polihexanide swabs in a prospective randomised study. Advances in Skin & Wound Care. accepted for publication (08.12.2010)

    (5) Dissemond J, Gerber V, Kramer A, Riepe G, Strohal R, Vasel-Biergans A, Eberlein T: Praxisorientierte Expertenempfehlung zur Behandlung kritisch kolonisierter und lokal infizierter Wunden mit Polihexanid, Wundmanagement (2009) 3(2): 62-68 und Zeitschrift für Wundbehandlung (2009) 14(1): 20-26

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