Erfolgreiche Behandlung von Lymphödemen – Erkenntnisse und Therapieansätze unter Einbezug des Patienten

    Lohmann & Rauscher-Symposium auf der EWMA Konferenz 2018

    Die Therapie von Lymphödemen besteht aus mehreren Bausteinen wie z. B. Kompression, Lymphdrainage, Hautpflege und Bewegung. Vor allem in der Kompressionstherapie gab es in der letzten Zeit viele Fortschritte, die zu besseren Behandlungserfolgen führen. Im Rahmen der 28. Konferenz der Europäischen Organisation für Wundmanagement (EWMA) in Krakau fand am Donnerstag, dem 10. Mai 2018 ein Symposium von Lohmann & Rauscher (L&R) zum Thema „Emerging Evidence in Compression Therapy: Tissue Density, Functionality and Self-Care” statt. Die Vorträge thematisierten die besonderen Herausforderungen und neue Erkenntnisse in der Ödembehandlung sowie die Wichtigkeit der Einbindung des Patienten.

    Zur Eröffnung referierte Prof. Neil B. Piller, international renommierter Experte der Lymphologie aus Australien, über die derzeit verfügbaren Untersuchungsmethoden und Behandlungsmöglichkeiten von Lymphödemen. In seinem Vortrag setzte er die Themen Gewebezusammensetzung, -dichte und -konsistenz in Bezug zur Wundtherapie mit Kompression. Vor der Wahl der richtigen Behandlung sei es von größter Bedeutung, die Art des Lymphödems zunächst genau zu untersuchen, da es sich je nach Patient und betroffener Körperregion unterscheidet. Zur Umfangs- und Volumenmessung können Verfahren wie die optoelektronische Perometrie verwendet werden, die Messungen mittels Infrarot-Strahlung durchführen. Als Beispiele für Messmethoden zur Bestimmung der Flüssigkeitsverteilung nannte Prof. Piller unter anderem die bioelektrische Impedanzanalyse sowie die Lymphszintigrafie zur Messung des Lymphabflusses. Abschließend bemerkte er, dass im Rahmen der Messungen nicht nur das Volumen der Extremität relevant sei, sondern auch die Textur der Gewebe, familiäre Vorerkrankungen, die bisherige medizinische Vergangenheit des Patienten und die Funktionsfähigkeit berücksichtigt werden sollten, da all diese Faktoren die Behandlung eines Lymphödems beeinflussen. 

    Functionality to measure outcomes for safety, effectiveness and cost implications

    Im zweiten Vortrag des Symposiums erläuterte Suzie Ehmann, amerikanische Physiotherapeutin mit langjähriger Berufserfahrung, die ihren Schwerpunkt auf Wundversorgung und Kompression gelegt hat, die Folgen von Ödemen. Diese können z.B. zu einer Verzögerung der Wundheilung, Bewegungseinschränkungen, Infektionen und einer verringerten Lebensqualität führen. Demzufolge stellte sie die Wichtigkeit eines effizienten Ödemmanagements heraus. Im Bereich Kompression wurde als Alternative zu Kompressionsstrümpfen und Kompressionsbinden, dem derzeitigen Goldstandard, der justierbare ReadyWrap entwickelt (derzeit erhältlich in den Niederlanden, Österreich, UK, Irland, Finnland, Dänemark und der Schweiz). Vorteile dieses Kompressionssystems sind demnach dessen leichte Verständlichkeit, die einfache Handhabung sowie ein therapeutisches Kurzzugkompressionsprofil, das den Venenrückfluss maximiert, die Wundheilung beschleunigt und den Patienten gleichzeitig einen hohen Tragekomfort bietet. Patienten haben zudem nach Einschulung die Möglichkeit, das ReadyWrap Kompressionssystem selbst anzuwenden und anzupassen, ohne dafür eine Fachkraft aufsuchen zu müssen. Hingegen ist die Handhabung der Kompressionstrümpfe und -binden für Patienten und Fachkraft oft umständlich, führt häufig zu einer fehlerhaften Anwendung und nachfolgend möglicherweise zu Schmerzen und einer niedrigen Therapietreue. Auch aus Kostengründen kann das Kompressionssystem von Vorteil sein, da es sowohl in der Intensiv- als auch der Erhaltungsphase genutzt werden kann.

    Im Vortrag wurden die anhand des validierten Timed "Up and Go"-Mobilitätstests gemessenen Verbesserungen in der Funktionalität hervorgehoben. Hierbei zeigten sich verbesserte Gehraten und eine höhere Stabilität in der Bewegung nach der Behandlung mit dem ReadyWrap.

    Für die richtige Auswahl von Kompressionsstrümpfen und -bandagen verschiedener Kompressionskategorien gibt es einen Leitfaden abhängig vom individuellen klinischen Bild des Patienten. Für die Anwendung des justierbaren Wrap fehlt dieser bisher. Anhand verschiedener Fallbeispiele (Chronisch venöse Insuffizienz (CVI), Lymphödem, Adipositas oder chronische Wunden), in denen das ReadyWrap Kompressionssystem angewendet wurde, zieht Suzie Ehmann den Schluss, dass die Evaluierung von Kriterien zur optimalen und einer den Patientenbedürfnissen angepassten Behandlung von Nöten ist. 

    Making a difference to patients’ lives by appropriate clinical decision making and self-care

    Nach der theoretischen Einführung berichtete Lymphologie-Expertin Justine Whitaker aus UK in ihrem Vortrag direkt aus ihrem Praxisalltag mit Patienten. Anhand eines Fallbeispiels einer 48-jährigen Frau mit einseitigem Lymphödem am Bein im Stadium 2b betonte Whitaker, wie wichtig die Wahl der optimalen Kombination von Therapiemethoden bei der Kompressionsbehandlung ist. Nach Festlegung eines individuellen Ziels – wieder reiten gehen zu können – wurde die Patientin zunächst mit Rosidal Kompressionsbinden sowie Lymphdrainage behandelt. Im Anschluss wurde ein Kompressionsstrumpf zusammen mit dem justierbaren Kompressionssystem ReadyWrap angewendet. Das ReadyWrap Kompressionssystem sollte in diesem Behandlungsregime vor allem dazu dienen, ein Wiederauftreten des Ödems zu verhindern. Sie betonte, wie wichtig die Einbindung von Spezialisten für den Erfolg der Behandlung sei, die sich mit dem Thema Lymphödem sehr gut auskennen. Es reiche nicht, einfach nur Messungen durchzuführen und Informationen über das Ödem zu sammeln, wenn diese nicht interpretiert werden könnten. 

    Neben den verfügbaren Behandlungsmethoden sollte der Therapieweg immer vom Patienten mitbestimmt werden, um deren individuelle Ziele erreichbar zu machen. Diese Ziele können nur durch die Einbeziehung der Patienten und die Umsetzung der Kenntnisse über Gewebetyp sowie Kompressionsmethoden im Rahmen der Behandlung erreicht werden.

    Abschließend betonte Prof. Neil Piller, dass die Steigerung der Lebensqualität der Patienten sowie die Untersuchung der Textur der Gewebe und der Funktionalität Hauptaugenmerk der Behandlung sein sollte, um Verbesserungen des Ödems festzustellen.

     

     

     

    Weitere Informationen zu Lohmann & Rauscher (L&R) unter:

     

    www.lohmann-rauscher.com

     

    Abdruck honorarfrei – Belegexemplar erbeten.

    Referenzen:

    1: Malone et al. (2017) JWC